Wie viel Praxiserfahrung benötigt man für einen Job in der IT? Welche Technologien sind gerade besonders gefragt? Müssen IT-Recruiter Programmieren lernen? Jasmin Cavalcanti, Geschäftsführerin und Mitgründerin bei der myTalentscout GmbH, liefert uns die Antworten im folgenden Beitrag:
Was macht myTalentscout?
Wir sind ein auf den IT-Bereich spezialisierter Personalvermittler.
Wie kam es zu myTalentscout?
Ich habe schon echt lange im Bereich der IT-Personalvermittlung gearbeitet. Angefangen habe ich im Jahr 2008. Habe ganz lange für meinen alten Arbeitgeber gearbeitet. Das war ein Tochterunternehmen der Manpower Group: die Experis GmbH. Habe dann nach acht Jahren überlegt, ich brauche einen neuen Job! Und zwar einen Job, der wirklich zu mir passt! Bei dem es nicht nur darum geht, dass ich möglichst viel Geld verdiene, sondern dass ich auch einfach ich selbst sein darf und nicht an der Büro-Tür in eine andere Rolle schlüpfen muss. Und den Job habe ich schlichtweg nicht gefunden! Ich hätte bei jedem anderen Unternehmen unglaublich viel Geld verdienen können oder evtl. auch 30-Tage Urlaub haben können, oder einen schicken Firmenwagen, aber es gab keinen Arbeitgeber, der meinem Lebensentwurf entsprochen hat.
Das ist jetzt auch unser Wunsch, den wir jetzt gerne auch anderen Menschen mit myTalentscout erfüllen möchten, dass wir also mehr machen als einen Job zu finden bei dem das Gehalt und die Urlaubstage passen, sondern einen Arbeitgeber zu finden, bei dem man sich wirklich, wirklich quasi Zuhause fühlt.
Was macht myTalentscout so besonders?
Besonders macht uns, dass wir genau verstehen wollen, was sich jede einzelne Person für ihren nächsten Job wünscht. Wir schieben also keine CVs durch die Gegend, sondern nehmen uns viel Zeit für die Menschen mit denen wir arbeiten, sowohl für die Talente als auch für die Kunden. Und dazu gehört es eben auch, dass wir versuchen auch den technischen Part zu verstehen und dass alle Menschen, die bei uns arbeiten, auch – zumindest rudimentär – das Programmieren lernen.
Und durch unsere eigene Geschichte ist uns klar, dass es beim Finden des richtigen Jobs um mehr geht als Buzzword-Bingo und viel Kohle.
Jetzt hast du erwähnt, dass ihr sehr nah an der Technik seid und dass eure Mitarbeiter auch Programmieren lernen – wie läuft das aktuell?
Die meisten haben ja schon mal bei COOK and CODE einen Crashkurs erhalten. Was auch sehr cool war und dass wir dieses Jahr unbedingt wiederholen wollen! Wir haben jetzt 2-3 neue Leute bekommen, bei denen sind wir noch nicht so weit, dass sie jetzt schon so richtig mit dem Programmieren anfangen. Sie lernen erstmal noch die Basics: also was ist Frontend/Backend, und so weiter. Die absoluten Basics schult Juli bei uns, weil sie da fit ist und sich da auch ein bisschen besser auskennt.
Brauchen IT-Recruiter ein Informatik-Studium?
Nein, das braucht man nicht. Was du brauchst, ist ein Haufen Empathie! Du musst den Menschen sehr, sehr gut zuhören können. Du musst einfach verstehen können, was sich die Person wünscht. Dann gehst du auf die Suche und versuchst genau das Unternehmen zu identifizieren, das die Person glücklich machen würde.
Ich glaube auch eher, dass dir ein Informatik-Studium gar nicht so viel bringt, weil wir innerhalb der IT ja nahezu alles abdecken. Alles was im Bereich der Software-Entwicklung und der IT-Infrastruktur liegt. Und ich glaube, selbst wenn man ein Informatik-Studium mitbringt, man jetzt nicht so viel Detailwissen mitbringt, dass man sich mit jedem Fachbereichsleiter in der technologischen Tiefe unterhalten kann, dass das für den Fachbereichsleiter ein totaler Mehrwert wäre.
Wichtig ist, dass du das verstehst. Also zumindest grob. (lacht)
Und einfach weißt, worüber geredet wird. Und dass du das mitnehmen kannst und jemandem wieder vortragen kannst, was dort gebraucht wird. Aber wir brauchen jetzt niemanden, der im Prinzip jedes Mal die Stelle schon antreten könnte, um die Rolle zu besetzen.
Mit myTalentscout deckt ihr größtenteils den gesamten IT-Bereich ab. Sucht ihr eher Kandidaten für Festanstellungen oder auch Freelancer?
Zu 95% bieten wir Festanstellungen an. Ab und zu sprechen uns auch Kunden an, ob wir Freelancer empfehlen können – dann machen wir das natürlich gerne mit.
Viele Unternehmen setzen bei ihren Kandidaten eine gewisse Berufserfahrung voraus – hast du Tipps wie Kandidaten, die auf Jobsuche sind, diese Erfahrung aus der Praxis gewinnen können?
Kandidaten sollten versuchen sich – so gut es geht – in die Praxis zu stürzen. Indem man eigene Projekte umsetzt oder eventuell zusammen mit einem Freund ein Projekt aufsetzt. Was ich immer ganz cool finde und was auch bei Unternehmen immer ganz gut ankommt ist, wenn man ein Community-Projekt startet. Also wenn man versucht unserer Gemeinde oder unserer Region oder wem auch immer mit Technologie zu helfen. Also dass man versucht ein Stück zurückzugeben. Nach dem Motto: Wir versuchen ein Problem technologisch zu lösen, das uns schon immer aufgeregt hat.
Und wenn man da sich erstmal in das Projekt reingekniet hat und dann so ein komplettes Projekt von Anfang bis Ende mitgestemmt hat, dann ist das für die meisten Unternehmen von einem riesen Wert! Das schlägt dann hier und da schon mal die eine oder andere Werkstudententätigkeit. Weil es um mehr geht, also um ein klassisches Praxisstunden-Knowhow. Sondern eben den ganzheitlichen Blick in diesem Fall.
Und wenn man sich über euch vermitteln lassen möchte – wie viel Berufserfahrung setzt ihr bei den Kandidaten voraus? Ab wann können sich Leute bei euch melden?
Das ist komplett unabhängig von der Berufserfahrung. Wir vermitteln auch Junioren direkt aus der Ausbildung oder noch während der Ausbildung. Oder auch Absolventen. Das geht gut und ist auch sehr gefragt.
Welche Technologien sind aktuell besonders gefragt? Dev-Ops ausgenommen. Ist es eher Java oder eher Python im Web-Umfeld?
Spannend, dass du mir Dev-Ops wegnimmst, weil das hat momentan die höchste Nachfrage. Die ganze Welt schreit nach Dev-Ops Mitarbeitern. In unterschiedlicher Ausprägung. Manchmal ist es „nur“ ein Linux-Admin, dem man einen fancy Titel geben möchte. Manchmal geht es auch in Richtung Dev-Ops mit deutlich mehr Develop als Operations.
Ansonsten von den Programmiersprachen her: alles rund um das JavaScript-Universum ist momentan recht gefragt, aber auch App-Entwickler (größtenteils Swift) sind auch sehr gefragt.
Aktuell durchsucht ihr das Netz nach den coolsten Benefits für Mitarbeiter – warum bieten Unternehmen ihren Mitarbeitern überhaupt Benefits an?
Geld und Gehalt müssen immer passen. Eine Grundsicherung muss vorhanden sein. Ich darf keine finanziellen Ängste oder Nöte haben. Das ist total klar und ich muss für mein Tun fair bezahlt werden.
Darüber hinaus gibt es noch so viele Mittel und Möglichkeiten, einem Mitarbeiter eine Wertschätzung auszudrücken und zu sagen: wir als Arbeitgeber sind bereits etwas auszugeben, damit ihr glücklicher seid und euch wohler fühlt.
Das finde ich den geilsten und tollsten Part an Benefits. Für mich sind sie schwerer im Gewicht, als z. B. 500 Euro mehr Gehalt im Jahr.
Hast du einen Benefit-Favoriten? Gibt es einen, der dich bisher beim Screening so richtig umgehauen hat?
Mein persönliches Highlight ist es von dort zu arbeiten, wo ich arbeiten möchte. Also eine „Remote-Option“. Das ist für mich einfach DER SHIT, weil ich einfach sehr gerne reise und gerne unterwegs bin und von zwölf Monaten im Jahr bin ich locker drei Monate unterwegs.
Dabei nehme ich natürlich meinen Laptop mit und arbeite. Und ich würde das noch gerne ausweiten.
Wären auch IT-Kurse als Benefits denkbar?
Definitiv! Finde ich eine total gute Sache. Und das wäre für alle Unternehmen, die sich mit IT-Recruiting beschäftigen, ein mega Mehrwert!!!
Warum wäre das ein mega Mehrwert?
Weil man damit dem Recruiter, der eventuell noch nicht aus der IT-Branche kommt und als Quereinsteiger startet, so ein Stück Angst von dem Thema nimmt und ihm Handwerkszeug mit auf den Weg gibt, bei dem er sagen kann: „ich kann das auch rudimentär! Und ich verstehe zumindest grob, was du da tust. Es ist für mich so, als ob du wilde Einhörner auf der Wiese fängst und ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert und wie ein Einhorn überhaupt aussieht, sondern ich weiß was passiert.“. Das stärkt sicher auch das Selbstvertrauen und das braucht man, um mit Menschen reden zu können.
Ihr habt bereits ein Teamevent zum Programmieren lernen bei COOK and CODE gebucht – warum habt ihr euch für uns entschieden?
Wir haben nach jemandem gesucht, der uns das Programmieren beibringen kann. Aus dem Grund, den ich oben bereits beschrieben habe. Mit dem Einhorn und der Wiese 😉
Wem würdest du denn COOK and CODE empfehlen?
Definitiv allen Recruiting-Unternehmen! Ich kann es mir auch super gut bei Menschen vorstellen, die ihren Schritt in die Selbstständigkeit wagen und dabei ihre Website selbst umsetzen möchten, oder, oder, oder. Alles was irgendwie nah an der Technik ist. Menschen, die sagen, ich habe einfach bock etwas Neues auszuprobieren und möchte einfach mal mit meinem Kopf arbeiten, anstatt ins Fitness-Studio zu gehen.